Das Armenwesen

 

Das Rickerter Armenhaus

Rickerter Armenhaus, vorher erstes Rickerter Schulhaus

Wer heute ohne eigene Schuld in Not gerät, hat Anspruch auf Sozialfürsorge. Dieses kannte man früher nicht. Wer aus welchen Gründen auch immer in Not geriet, war auf seine Mitmenschen angewiesen. Wirklich arm dran waren dann die Leute, die keine Verwandten im Dorf hatten, die sie aufnehmen konnten. Die nicht vorhandene soziale Absicherung führte oft zu ehelichen Verbindungen, die wir heute als Vernunftehen bezeichnen würden. So kam es früher öfter vor, daß ältere Personen nach dem Ableben des Ehepartners eine neue Ehe eingingen. Ebenso oft kam es vor, daß Mädchen in einem Alter von 15 Jahren schon verheiratet wurden. Dieses kam sehr oft dann vor, wenn beide Elternteile verstorben waren und die Stelle einen neuen Besitzer brauchte. Das Armenwesen war eine Angelegenheit der Kirche. Die Aufsicht führte der Pastor mit dem Hardesvogt. Der Ertrag des Klingelbeutels nach Gottesdiensten oder die Sammlungen nach Festlichkeiten wie Taufen oder Hochzeiten wurden für die Armenkasse verwandt. Seit 1840 hatte Rickert ein eigenes Armenhaus. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, war dieses Haus schon 1756 das Schulhaus dieser Gemeinde. Es war um 1838 an seinem bisherigen Standort abgetragen und an der heutigen Büdelsdorfer Straße zwischen der Stelle Nr. 14 und dem Feuerlöschteich (heute kleine Grünanlage) wieder aufgebaut worden. Durch diese Wiederverwendung der alten Schule wurde der Gemeinde die Steuer für dieses Gebäude erlassen. Im Volksmund wurde dieses Haus "Poggenslot" genannt. Die Versorgung der Armen lag aber im wesentlichen bei den Gemeinden, vor allem in der Verpflegung. Die Bewohner kamen ja auch in den meisten Fällen aus der Gemeinde. Selten war das Haus aus sozialen Gründen belegt. Solange noch Verwandte im Dorf wohnten, lebten die Angehörigen, wenn sie in Nöte gerieten, bei diesen Verwandten. Das Haus wurde dann von der Gemeinde vermietet. Um 1960 wurde das Armenhaus abgerissen.



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